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Feinschliff stumpfer Messer

Das Ausschleifen einer Klinge mit einem feinen Schleifstein. Da der Begriff „fein“ im Grunde genommen unbestimmt ist, kann jeder etwas Anderes verstehen. Der Feinschliff im Sinne dieser Schleifanleitung gibt einer Schneide diejenige Schneidfähigkeit, ziehende Schnitte leicht durchführen zu können. Drückende Schnitte (das Schälen einer rohen Kartoffel ist z.B ein drückender Schnitt) sind jedoch nur mit spürbarem Krafteinsatz möglich.
Empfohlener Schleifstein: Feines Korn, FEPA 500-1000 bzw. JIS 1000-3000

Ausgangssituation

Die Schärfe nach dem Vorschliff einer sehr stumpfen Klinge. Mit einem stumpfen Messer kann man eine Tomate nur mühsam schneiden. Die Haut der Tomate läßt sich mit einer stumpfen Klinge zwar mit Krafteinsatz schneiden, aber das Ergebnis ist sehr unappetitlich, da die Tomate mehr zermatscht als sauber zerlegt wird.
Erforderlicher Arbeitsschritt der Stufe 3: Feinschliff mit einem feinen Schleifstein

Benötigte Schleifsteine

Ein Schleifstein mit feiner Körnung im Bereich FEPA 500-1000 (JIS 1000-3000) dient dem Feinschliff von stumpfen Schneiden. Nach dieser Schleifstufe hat die Schneide eine feine Zahnung und im Zugschnitt liegt bereits eine gute Schneidfähigkeit vor. Eine gute Schneidhaltigkeit ist bei der feinen Zahnung der Schneide jedoch noch nicht gegeben. Bei Klingen mit Rockwellhärten von weniger als HRC 56 ist mit dem Feinschliff die Endschärfe erreicht. Ein noch feineres Schleifen ist zwar möglich, aber nicht sinnvoll. Siehe hierzu die Ausführungen im nächsten Kapitel.
Anwendung: Schliff stumpfer Schneiden, Klingenaufbau Stufe 3/4

Schliff des Klingenprofils und der Schneide

Mit dem Feinschliff wird zum Einen erstmalig die Schneide eines Messers geschliffen. Hier beginnt somit das regelmäßige Nachschärfen stumpfer Messer. Der Schleifwinkel wird steiler entsprechend dem gewünschten Schneidenwinkel gewählt.Typische Schneidenwinkel für Koch- und Küchenmesser liegen im Bereich von 20-40°. Der besonnene Anwender, ausgestattet mit harten Karbonstahlmessern, wählt dabei den flachen Schneidenwinkelbereich von 20-30° (entspricht einen Schleifwinkel von 10-15°). Der eher unbesonnene Anwender und der Benutzer von weicheren Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahlmessern wählt den größeren Schneidenwinkelbereich von 30-40° (entspricht einem Schleifwinkel von 15-20°).
Messer im Outdoorbereich sollten etwas robuster sein, als Koch- und Küchenmesser. Typische Schneidenwinkel für Jagdmesser, Survival- oder Taschenmesser liegen im Bereich von 30-50°. Der besonnene Anwender, auch hier ausgestattet mit harten Karbonstahlmessern wählt dabei den flachen Schneidenwinkelbereich von 30-40°, entspricht einem Schleifwinkel von 15-20°. Der eher unbesonnene Anwender mit weichen Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahlmessern wählt den größeren Schneidenwinkelbereich von 40-50°, entspricht einem Schleifwinkel von 20-25° (siehe auch Grundwissen > Schleif-Winkel).
Zum Anderen werden mit dem Feinschliff die Riefen des Vorschliffs nach dem Klingenaufbau oder Klingenneuaufbau eingeebnet.

Sichere Fixierung des Messers

Wie beim Grundschliff.

Das zu schärfende Messer ist stets sicher zu führen. Rechtshänder halten dabei das Messer am Griff in der rechten Hand, und zwar beim Schleifen beider Seiten. Dies hat zur Folge, dass einmal die Schneide zum Körper hin zeigt, das andere mal vom Körper weg zeigt. Bei kleinen Messern reicht es meist aus. das Messer mit den Fingerspitzen am Griff zu halten. Bei größeren Messern wird der Griff vom Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger fest umschlossen. Beim Schleifen der linken Klingenseite wird zusätzlich der Daumen an den Klingenrücken gelegt und der Zeigefinger fixiert das Klingenblatt seitlich in Nähe des Klingenbartes. Beim Schleifen der rechten Seite wird der Griff wieder vom Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger fest umschlossen. Allerdings wird hier der Klingenrücken vom Zeigefinger fixiert und das Klingenblatt vom Daumen. Linkshänder halten das Messer stets in der linken Hand und fixieren das Messer seitengespiegelt.

Auflegen des Messers auf den Schleifstein

Wie beim Grundschliff mit dem Zusatz, dass der Schleifwinkel beim Schleifen der Schneide größer zu wählen ist.

Auf dem Schleifstein wird das fixiert gehaltene Messer senkrecht zur Schneide gehalten und geschliffen. Dadurch wird die Fläche des (verschleißenden) Schleifsteines maximal ausgenutzt. Die Klinge wird mit den Fingern der freien Hand auf den Schleifstein gedrückt.

Schleifen

Wie beim Grundschliff.

Bei der geraden Schleifbewegung wird die Schneide im zuvor gewählten Schleifwinkel auf den Schleifstein gelegt und das Messer senkrecht zur Schneide auf dem Schleifstein gleichmäßig mit mäßigem Druck vor und zurück geführt. Geschliffen wird dabei in beiden Schleifrichtungen sowohl in drückender als auch in ziehender Richtung. Sollte die Klinge des Messers - wie es meistens der Fall ist - größer als die Breite des Schleifsteines sein, so ist die Klinge sequentiell zu schleifen, bis die Klinge von Bart bis zur Spitze gleichmäßig geschliffen ist. Beim Schleifen ist das Messer möglichst über die ganze Länge des Schleifsteines zu führen, um diesen möglichst vollflächig zu nutzen. Ein Abrutschen ist aber unbedingt zu vermeiden, da die Schneide dadurch beschädigt oder zumindest ungünstig abgestumpft werden kann.

Schleifresultat

Die Schärfe nach dem Feinschliff einer stumpfen Klinge. Die Haut einer harten Tomate läßt sich mit einer scharfen Klinge mit wenig Krafteinsatz gut durchtrennen und die ganze Tomate sauber in dünne Scheiben schneiden. Der saubere Schnitt einer weichen Tomate in dünne Scheiben ist jedoch noch nicht möglich.