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Schneideigenschaften von Messern und Scheren

In diesem Kapitel werden die für das Schärfen von Schneidwerkzeugen wichtigsten Begriffe erklärt. Für eine Vertiefung der Thematik ist das Buch "Messerklingen und Stahl" von Roman Landes sehr zu empfehlen.

Schärfe

Schärfe
Abb. Schärfe b
Die Schärfe b ist eine geometrische Größe einer Schneide. Sie gibt die Breite der Schneide an der Schneidkante an.
Eine ideale Schneide hat die Breite 0 und ist die sogenannte theoretische Schärfe. Fertigungstechnisch ist eine solche unendlich dünne Schneide nicht herstellbar. Es gibt weder ein Material aus Metall, Keramik oder Ähnlichem, das dermaßen fein bearbeitet werden kann. Noch gibt es eine Methode (z.B. Brechen), mit dem ein Werkstoff dermaßen dünn ausgebildet werden kann. Die Schärfe b ist die in der Praxis erreichbare Breite der Schneide, abhängig vom Klingenwerkstoff, dem Schleifmaterial und dem Verschleiß.

Schneidfähigkeit

Mit der Schneidfähigkeit ist das Vermögen einen Schneide definiert, ein Schneidgut durch einen Schnitt zu zerteilen.
Die Schneidfähigkeit einer Schneide wird bestimmt vom ausgeübten (Schneid-)Druck des Anwenders auf das Schneidgut, dem Schneidenwinkel, der Schärfe, der Ziehgeschwindigkeit des Messers über das Schneidgut und der Schartigkeit einer Schneide.

Schneidhaltigkeit

Die Schneidhaltigkeit ist ein Maß dafür, wie Widerstandsfähig eine Schneide gegen Abnutzung ist, d.h wie lange eine scharfe Schneide im Gebrauch scharf bleibt.
Die Schneidhaltigkeit wird neben der Werkstoffwahl maßgeblich beeinflusst durch den Schneidenwinkel, die Schartigkeit und durch das Anwenderverhalten. Mit der Werkstoffwahl und seiner Verarbeitung (Härten) wird die "materielle" Schneidhaltigkeit festgelegt. Diese Materialwahl verbunden mit der Schleiftechnik führt zu einer Schartigkeit der Schneide. Je feiner die Schneide ausgeschliffen und damit geschlossen wird, desto widerstandsfähiger wird die Schneide gegenüber mechanischer Belastung im Gebrauch und die Schneidhaltigkeit wird erhöht. Auch die Wahl des Schneidenwinkels beeinflusst die Schneidhaltigkeit einer Schneide. Je kleiner der Schneidenwinkel angesetzt wird, desto "schärfer" wird zwar die Schneide, aber die Schneidhaltigkeit sinkt, da bei gleichem Schneiddruck weniger Material zur Stützung der Schneide zur Verfügung steht. Auch das Anwenderverhalten beeinflusst die Schneidhaltigkeit. Überbeanspruchung und unsachgemäßer Umgang wie Schneiden auf einer harten Schneidunterlage reduzieren die Schneidhaltigkeit bis zum Totalausfall durch Klingenbruch.

Schneiddruck

Unter dem Schneiddruck versteht man den äußeren Druck der Schneide auf das Schneidgut. Je höher die Kraft, die auf das Messer einwirkt, desto höher ist der Schneiddruck auf das Schneidgut, womit die Schneidfähigkeit erhöht wird.

Schnittführung

Schnittführung
Abb. Schnittführung
Der Schnitt (oder das Schneiden) ist das Zerteilen eines Schneidgutes mit einer Schneide. Grundsätzlich sind von ihrer Schneidwirkung her der drückende Schnitt, der ziehende Schnitt und der schabenden Schnitt zu unterscheiden.

Beim ziehenden Schnitt wird die Schneide tangential am Schneidgut (hin und her) geführt. Die Schneidwirkung beruht hierbei auf einem spanabheneden Zersägen des Schneidgutes.
Beim drückenden Schnitt wird die Schneide senkrecht zum Schneidgut geführt. Die Schneidwirkung beruht herbei auf einem spanlosen Zerreissen des Schneidgutes.
Beim schabenden Schnitt wird die Schneide senkrecht zur Schneidenkante am Schneidgut geführt. Die Schneidwirkung beruht hierbei auf einem Abscheren des Schneidgutes.

Schartigkeit

Die Schartigkeit ist ein Maß für die Dynamik oder Gradation einer zerklüfteten Schneide. Ein extremes Beispiel für eine Werkzeug mit einer schartigen Schneide ist die Säge.
Die Schartigkeit einer Schneide kann durch die Werkstoffwahl beeinflusst werden. Je größer die Karbide im Messerstahl sind und diese im Gebrauch oder schon bei der Herstellung aus der Schneidkante herausbrechen, desto tiefere "Krater" entstehen und die Schartigkeit wird erhöht. Aber auch durch den Schleifprozess kann durch den Einsatz von groben Schleifsteinen die Schartigkeit der Schneide bestimmt werden. Eine schartige Schneide erhöht die Schneidfähigkeit im Zugschnitt, indem die Schneide als Säge wirkt und das Schneidgut zerreißt. Allerdings ist die Schneidhaltigkeit einer schartigen - man spricht auch von einer offenen - Schneide gegenüber einer geschlossenen Schneide deutlich geringer.

Schneidenwinkel

Schneidenwinkel
Abb. Schneidenwinkel
Der Schneidenwinkel ist der vom Klingenquerschnitt aus betrachtete Winkel zwischen den beiden Seitenflächen einer Schneide.
Der Schneidenwinkel hat einen bedeutenden Einfluss auf die Schneidfähigkeit und die Schneidhaltigkeit. Die Schneidfähigkeit steigt mit kleiner werdenden Schneidenwinkeln, während die Schneidhaltigkeit hingegen sinkt. Für die Wahl des Schneidenwinkels sind Kenntnisse über den verwendeten Messerstahl, der Einsatzbereich des Messers sowie der eigene Umgang mit einem Messer von großer Bedeutung und werden daher in einem eigenen Kapitel erläutert.